- Vigny
- Vigny[vi'ɲi], Alfred Comte de, französischer Dichter, * Schloss Loches (Département Indre-et-Loire) 27. 3. 1797, ✝ Paris 17. 9. 1863; stammte aus einer monarchistisch gesinnten adligen Soldatenfamilie, war 1814-27 Offizier im königlichen Heer, lebte dann meist zurückgezogen auf seinem Landsitz Le Maine-Giraud (bei Blanzac, Département Charente) und in Paris. Obwohl er dem Kreis der Romantiker verbunden war, lassen schon die »Poèmes antiques et modernes« (1826) seine literarische Sonderstellung erkennen: Im Gegensatz zur romantischen Lyrik streben sie nicht nach bekenntnishaft-unmittelbarer Umsetzung von Gefühlen in Poesie, sondern nach ihrer Entpersönlichung ins allgemein Gültige; damit wurde Vigny zu einem Vorläufer der Parnassiens. In den »Poèmes« und der späteren Sammlung »Les destinées« (herausgegeben 1864; deutsch »Ausgewählte Gedichte«), mit der er eine Ablösung der philosophischen Poesie von der didaktischen Dichtung vollzog, reflektiert Vigny v. a. über die Ausnahmeexistenz des Genies, besonders des Dichters, in einer verständnislosen, materialistisch orientierten Gesellschaft. Der Melancholie, dem Pessimismus und der (selbst gewählten) gesellschaftlichen Isolation (Elfenbeinturm) begegnen Vignys Ausnahmegestalten (neben dem Künstler auch der Soldat, so in »Servitude et grandeur militaires«, 1835; deutsch »Soldatenschicksal«, auch unter dem Titel »Glanz und Elend des Militärs«) mit aristokratischem Stolz und in stoisch-resignativer Haltung. In dramatischer Form erscheint Vignys zentrales Thema in »Chatterton« (1835; deutsch), romanhaft in »Stello« (1832; deutsch). Vignys sehr erfolgreicher historischer Roman »Cinq-Mars ou Une conjuration sous Louis XIII« (1826; deutsch u. a. »Cinq Mars«) - der nach der Rezeption der Werke W. Scotts erste historische Roman in französischer Sprache - spiegelt seine Ablehnung des geistigen Klimas der Restauration. Bekannt wurde Vigny auch mit Shakespeare-Übersetzungen (u. a. »Roméo et Juliette«, 1828; »Le more de Venise, Othello«, 1830).Weitere Werke: Lyrik: Éloa ou la chute d'un ange (1824).Drama: La maréchale d'Ancre (1831; deutsch Die Marschallin von Ancre).Aufzeichnungen: Journal d'un poète (herausgegeben 1867).Romanfragment: Daphné (herausgegeben 1912).Ausgaben: Mémoires inédits, herausgegeben von J. Sangnier (1958); Œuvres complètes, herausgegeben von P. Viallaneix (1965); Œuvres complètes, herausgegeben von F. Germain u. a., auf mehrere Bände berechnet (Neuausgabe 1986 folgende).E. Lauvrière: A. de V. Sa vie et son œuvre, 2 Bde. (Neuausg. Paris 1946);B. L. S. de La Salle: A. de V. (Neuausg. ebd. 1963);M. Eigeldinger: A. de V. (ebd. 21969);R. Buss: V., Chatterton (London 1984);K. Wren: V., les destinées (ebd. 1985);N. Casanova: A. de V. Sous le masque de fer (Paris 1990);Zeitschrift: Bulletin de l'Association des Amis d'A. de V. (Paris 1968 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.